Die rosarote Brille: Von der Verliebtheit zur Beziehungskrise

Jeder kennt sie, die sprichwörtliche „rosarote Brille“, die zu Beginn einer Beziehung dafür sorgt, dass Partner*in und ihre Eigenheiten in einem nahezu perfekten Licht erscheinen. In dieser Phase schwelgen Paare oft in Harmonie und scheinen in allen Lebensbereichen gut zusammenzupassen. Doch mit der Zeit verwandeln sich liebenswürdige Macken häufig in nervige Marotten, die den oder die andere in den Wahnsinn treiben. Wenn diese Veränderungen dazu führen, dass die Unzufriedenheit und die Konflikte überhandnehmen, kann es sinnvoll sein, den Schritt zur Paartherapie zu wagen.

In der heutigen Gesellschaft, in der finanzielle Unabhängigkeit eine Rolle spielt, neigen viele dazu, Beziehungen schneller zu beenden, ohne sich eingehend mit den zugrunde liegenden Problemen auseinanderzusetzen. Dennoch zeigt sich, dass glückliche Paare oft die Schwächen des anderen auch langfristig akzeptieren und diese als Teil der Persönlichkeit anerkennen.

Achtsamkeit als Schlüssel zur Wertschätzung

In diesem Kontext kann das Konzept der Achtsamkeit in der Paartherapie eine zentrale Rolle spielen. Achtsamkeit fördert eine positive Einstellung zur Realität und lehrt Paare, Situationen annehmend gegenüberzustehen. Dadurch wird eine gelassenere und bewusstere Reaktion auf Konflikte möglich. Ein wichtiges Ziel der Therapie ist es, die grundsätzliche Wertschätzung füreinander wiederherzustellen und zu stabilisieren.

Mit dem Trend zur Selbstverwirklichung wird es immer wichtiger, dem anderen Raum zu geben. Gleichzeitig kann dies zu einem Gefühl der Distanz und Entfremdung führen. Paare müssen ein Gleichgewicht zwischen Freiraum und Intimität herstellen, um dieser Tendenz entgegenzuwirken.

Stärken erkennen und annehmen

In einer erfolgreichen Paarberatung sollten vermeintliche Schwächen des Partners oder der Partnerin als Stärken interpretiert werden. Hierbei ist es wichtig, mit sich selbst im Reinen zu sein. Wer unzufrieden mit sich selbst ist, kann anderen Menschen nicht unbefangen begegnen. Zudem ist die Annahme, dass der/die Partner*in einen verhaltensübergreifend lieben muss, auch wenn man sich unfair verhält, hinderlich.

Ein häufiges Problem in Beziehungen ist, dass eine Person die Partnerschaft als einzigen Lebensbereich sieht und keine Hobbys oder Interessen außerhalb der Beziehung pflegt. Dies kann dazu führen, dass der andere sich eingeengt fühlt. Solche grundsätzlichen Annahmen, die sich im Laufe der Zeit manifestieren, können auf Dauer zum Scheitern einer Beziehung führen. Daher sollte frühzeitig in einer Paarberatung an diesen Mustern gearbeitet werden.

Eigenverantwortung und wertschätzende Gesten

Das Wichtigste ist, die eigenen Einstellungen und Handlungen zu reflektieren, da eine Verhaltensänderung am leichtesten bei sich selbst initiiert werden kann. Um die Beziehung zu pflegen, ist es hilfreich, dem/der Partner*in regelmäßig wertschätzende Gesten der Zuneigung zu zeigen und selbst Vorschläge für gemeinsame Aktivitäten zu machen.

Um Enttäuschungen in der Partnerschaft vorzubeugen, sollten beide Partner*innen sich bewusst machen, dass jeder Mensch seine Stärken und Schwächen hat. Kleinere Krisen sind ein natürlicher Bestandteil jeder Beziehung. Das Akzeptieren dieser Tatsache und die Bereitschaft, an sich selbst und der Beziehung zu arbeiten, sind entscheidend für eine langfristige und glückliche Partnerschaft.

Quellenhinweis: Schindler, L., Hahlweg, K. & Revenstorf, D. (2013). Partnerschaftsprobleme? Handbuch für Paare. 4. überarbeitete Auflage. Springer-Verlag: Berlin Heidelberg

Hinweis: Der oben genannte Artikel ersetzt nicht den Besuch beim Psychologen, Arzt oder Therapeuten und ist nicht zur Selbsttherapie/-behandlung geeignet.

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