In der Paartherapie werden häufig Beziehungsprobleme besprochen, die auf fehlerhafter Kommunikation basieren. Häufiges Problem ist es, dass zwei Menschen aneinander vorbeireden, meinstens eine andere Vorstellung davon haben wie sie streiten müssen. Über konsruktives und destruktives Streiten, also gutes und schlechtes Streiten, hatten wir bereits berichtet.
Eine weitere Art der Konfliktbewältigung, die des Schweigens bzw. des Vermeidens, ist häufig auch ein Gesprächsthema in der Praxis. Wenn man einem Konflikt aus dem Weg geht, kann man ihn nicht lösen, aber dennoch ist es manchmal besser dem Konflikt temporär aus dem Weg zu gehen. Der Fokus liegt hierbei auf dem Wort „temporär“, das heisst in einer hitzigen Debatte kann es durchaus sinnvoll sein das Thema erstmal ruhen zu lassen und sich ihm wieder zu widmen, wenn sich die Gemüter beruhigt haben. Hier wird die ursprüngliche Konfliktbewältigung auch erstmal vermieden, jedoch mit der Intention sie später wieder aufzugreifen.
Problematisch ist es jedoch, wenn Vermeidung als Standardmaßnahme benutzt wird, weil man nicht streiten möchte.
Ein Beispiel aus unserer Praxis: Konstantin und Jasmin kamen zu uns in die Praxis, weil sie mit ihrer Beziehung unzufrieden waren. Beide waren zunächst eher schüchtern, doch Jasmin verbalisierte irgendwann, dass sie sich vernachlässigt fühle, ihr Partner sie nicht beachte etc. Konstantin auf der anderen Seite reagierte abweisend, mit verschränkten Armen tadelte er Jasmins Vorwürfe ab. Dies ist ein klassisches Beispiel der Vermeidung. In ihrer alltäglichen Situation hätte Konstantin den Raum verlassen und sich anderen Dingen gewidmet. In der Situation in der er sich während der Therapie befand war das allerdings nicht möglich. Er hatte keine Wahl als sich dem Konflikt zu stellen. Diese Situation ist nur ein Beispiel von vielen, mit denen sich Konstantin und Jasmin konfrontiert sahen. Sie gaben auch zu, dass sie seit Beginn ihrer Beziehung sich eigentlich nie wirklich gestritten haben. Konstantin bejahte dies mit der Aussage, dass sich ja niemand am Anfang einer Beziehung wirklich streiten möchte.
Beide realisierten, dass ihr Hauptproblem an der kriselnden Beziehung ihre Streitführung war und die anderen Sachen, wie z.B. schwindelnde Beachtung und Leidenschaft, nur deren Symptome. In der Paartherapie wurde den beiden geholfen zu lernen sich richtig zu streiten, um eine Konfliktlösung zu finden. Beide mussten lernen aus ihrem, seit Jahren angelernten, Schemas herauszubrechen und sich neu zu orientieren. Beide berichteten nach einigen Sitzungen, dass sich ihre Situation grundlegend geändert hätte, aber es noch nicht so war wie es beide gerne hätten. Beide haber aber große Fortschritte gemacht, was ihnen den Mut und die Zuversicht gab in ihrer Beziehung mit Optimismus nach vorne zu blicken.
Quellenhinweis: Redaktion MVZ Köln für Psychotherapie GmbH Odendahl & Kollegen
Hinweis: Der oben genannte Artikel ersetzt nicht den Besuch beim Psychologen, Arzt oder Therapeuten und ist nicht zur Selbsttherapie/-behandlung geeignet.
Aktualisiert: 16.08.2017